Papierlos leben

Papierlos leben: Ist USA 20 Jahre Deutschland voraus?

Selbst Toilettenpapier wollen Amerikaner nicht mehr

Dr. William Sen / LebenUSA

von Dr. William Sen (aka Bill von LebenUSA)

Deutsche gelten als besonders umweltbewusst – und sind oft kritische Beobachter der USA. Doch beim Thema Papier zeigt sich ein ganz anderes Bild. Während in Deutschland noch gedruckt, gestempelt und unterschrieben wird, ist in den USA der Alltag nahezu papierlos.

Wenn es eine App für Klopapier gäbe, würden viele Amerikaner sie vermutlich sofort nutzen – so groß ist hier die Lust an der Digitalisierung. Klingt absurd, aber in vielen Bereichen zeigt sich: Papier hat in den USA ausgedient. Hier ein Blick auf eine Welt, in der fast alles digital läuft – sogar auf dem stillen Örtchen.

Notare

Notartermine online buchen oder sogar komplett digital abwickeln? In den USA ist das seit Jahren normal. Klassische Notarbüros mit Namensschild und Ledermöbeln sucht man hier meist vergeblich. Stattdessen geht man zum nächsten Kiosk, zur Bank oder regelt die Sache per Videochat.

Viele Bankangestellte sind zugleich Notare. Wer etwas beglaubigen lassen will, sagt einfach Bescheid – und bekommt den Stempel direkt vor Ort, meist kostenlos. Auch Online-Meetings mit allen Beteiligten sind gängige Praxis. Bei Entfernungen wie New York nach Kalifornien – fast wie Berlin nach China – eine echte Erleichterung.

Lohnbescheid

Lohnzettel auf Papier? Fehlanzeige. Selbst kleine Unternehmen schicken Gehaltsabrechnungen per PDF oder stellen sie im Online-Portal bereit. Ab drei Mitarbeitenden ist ein digitales HR-Portal Standard.

Dort sieht man nicht nur das monatliche Gehalt, sondern auch Rentenbeiträge, Sozialabgaben, Urlaubstage, Krankmeldungen und Leistungsziele – alles grafisch aufbereitet. Fragen zur Abrechnung stellt man direkt im Portal – und erhält dort auch die Antwort. Alles läuft digital, effizient und nachvollziehbar.

Rechnungen

Strom, Gas, Versicherung – die gesamte Kommunikation erfolgt über Online-Portale. Papierpost? Kaum. Wer etwas braucht, loggt sich ein und lädt die Rechnung als PDF herunter. Der Briefkasten enthält fast ausschließlich Werbung – echte Post hat hier längst ausgedient.

Quittungen bei Einkaufsläden

Ob Supermarkt, Kiosk oder Food Truck: Überall wird bargeldlos gezahlt – meist per Kreditkarte oder Debitkarte. Bargeld wirkt hier fast nostalgisch. Wer doch mal einen Schein zückt, wird schon mal gefragt, ob er in einen Stripclub will.

Nach dem Bezahlen bekommt man die Quittung per E-Mail oder SMS. Selbst Straßenverkäufer und mobile Stände bieten diesen Service an. Papierbelege? Höchstens noch auf Wunsch – aber eigentlich überflüssig.

Verträge

Papierverträge sind selten geworden. Fast alles läuft über Plattformen wie DocuSign oder Adobe Sign. Statt Kugelschreiber gibt’s das Tablet – unterschrieben wird mit dem Finger, die Kopie kommt per Mail. Papierarchiv? Nicht nötig. Alles ist digital, revisionssicher und sofort auffindbar.

Health Care

Auch das Gesundheitssystem ist digital organisiert. Blutwerte? Kommen per E-Mail-Benachrichtigung. Rezepte? Sendet der Arzt direkt an die gewünschte Apotheke, die wiederum per SMS meldet, wann das Medikament abholbereit ist.

Die klassische Papierverordnung ist seit Jahrzehnten Geschichte. Selbst Röntgenbilder sind online abrufbar – samt Anmerkungen des Arztes. Über das Krankenversicherungsportal kann man mit Ärztinnen und Ärzten kommunizieren, Termine buchen und sogar Verlängerungen für Rezepte anfordern. Gesundheitsakte, Diagnosen, Behandlungen – alles liegt digital vor.

Verträge kündigen

Kündigung per Brief mit Einschreiben und Originalunterschrift? Nicht in den USA. Hier loggt man sich in das Kundenportal ein, klickt auf “Cancel Subscription” – und fertig. Auch bei einem Umzug lässt sich das Enddatum bequem per Mausklick festlegen.

Wer will, kann auch anrufen – muss aber nicht. Selbst große Anbieter wie Internet- oder Kabeldienste setzen auf digitale Abwicklung. Schnell, nachvollziehbar und ohne Papierkram.

Studium

Schon vor über 20 Jahren war der Campus der University of California in Berkeley vollständig digitalisiert. WLAN, Laptops, Online-Skripte – alles Standard. Während man in Deutschland noch auf Papier schrieb und im Copyshop stand, war in Kalifornien schon längst digitales Lernen angesagt.

Heute sind viele Hörsäle mit digitalen Whiteboards ausgestattet, die automatisch Mitschriften scannen und online bereitstellen. Die Studierenden erhalten das Material direkt auf ihre Geräte – ohne einen einzigen Ausdruck.

Klopapier

Und jetzt zum vielleicht überraschendsten Teil: Klopapier. Ja, auch hier bahnt sich der digitale Wandel an – zumindest in Form von Washlets und Bidet-Aufsätzen. Immer mehr Menschen empfinden es als unhygienisch, den Po nur mit trockenem Papier zu säubern.

Bidet-Aufsätze gibt es schon für unter 50 Dollar, vollautomatische Washlets mit Benutzererkennung, Reinigungsprogrammen und Desinfektionsspray sind auf dem Vormarsch. Manche Modelle analysieren sogar Urin und Stuhlgang – und senden die Gesundheitsdaten ans Smartphone oder direkt an den Hausarzt.

Klingt nach Science-Fiction? Vielleicht. Aber während man in Deutschland noch Datenschutzformulare unterschreibt, öffnet sich in den USA längst der Toilettendeckel – vollautomatisch.

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